Du willst alles über Rap aus Österreich wissen? Dann bist du hier goldrichtig! Ich zeige dir, warum die heimische Szene gerade explodiert, welche Artists du kennen musst und was sie so einzigartig macht.


Die 5 unschlagbaren Vorteile von österreichischem Rap

Bevor wir tief in den Kaninchenbau der Beats und Reime eintauchen, lass uns mal kurz klären, warum du dem Sound aus der Alpenrepublik unbedingt eine Chance geben solltest. Für mich sind das die glasklaren Stärken:

  • 🎤 Authentizität pur: Hier wird nichts geschönt. Der Dialekt und die lokalen Bezüge schaffen eine Nähe, die du in Hochglanz-Produktionen oft vermisst. Es fühlt sich einfach echt an.
  • 🎶 Musikalische Grenzgänger: Von düsterem Cloud Rap über knallharten Straßenrap bis hin zu experimentellen Sounds – die stilistische Vielfalt ist der helle Wahnsinn und alles andere als langweilig.
  • 📜 Geschichten, die das Leben schreibt: Ob es um den struggle im 15. Wiener Gemeindebezirk oder das Feiern am Wörthersee geht – die Texte sind oft direkt aus dem Alltag gegriffen und dadurch extrem relatierbar.
  • 🌍 Vom Gemeindebau in die Welt: Artists wie RAF Camora haben bewiesen, dass Rap aus Österreich international mithalten und sogar die Charts in Deutschland und der Schweiz dominieren kann. Ein riesiger Motivationsschub für die ganze Szene!
  • 🏙️ Eine lebendige, brodelnde Kultur: Die Szene schläft nie. Von legendären Battle-Rap-Events bis hin zu kleinen Underground-Jams – es gibt immer etwas zu entdecken.

Die besten Rapper aus Österreich

Das sind die besten Rapper Österreichs (zufällige Reihenfolge)

  • Total Chaos
  • Schönheitsfehler
  • Texta
  • Gerard
  • Nazar
  • Skero
  • RAF Camora
  • Yung Hurn
  • Money Boy
  • Yasmo
  • Keke
  • Hunney Pimp
  • Eli Preiss
  • Dame
  • Dizaster
  • Kreiml & Samurai
  • Left Boy
  • Mefyou
  • Average
  • Falco

Die Anfänge: Als Hip-Hop über die Alpen schwappte

Mal Hand aufs Herz, wenn man an Hip-Hop denkt, kommt einem nicht sofort Wien, Linz oder Graz in den Sinn, oder? Eher die Bronx, Compton oder Berlin-Kreuzberg. Und doch hat sich hier, im Herzen Europas, eine unglaublich spannende und eigenständige Kultur entwickelt. Ich kann mich noch gut an die 90er erinnern, als die ersten Pioniere wie Total Chaos oder Schönheitsfehler auf den Plan traten. Das war damals noch eine absolute Nische, belächelt von vielen, aber für uns, die dabei waren, war es der Beginn von etwas Großem.

Diese erste Welle war stark von amerikanischem Hip-Hop geprägt, oft noch mit englischen Texten oder einem sehr „deutschen“ Hochdeutsch. Man hat experimentiert, seinen Platz gesucht. Es war eine Zeit des Ausprobierens, des „Fack-dere-Mutter-Beats-Klauens“ und der ersten, unbeholfenen Gehversuche im Dialekt. Gruppen wie Texta aus Linz haben dann gezeigt, dass man auch im oberösterreichischen Dialekt verdammt clevere und sozialkritische Texte schreiben kann. Sie waren für viele, mich eingeschlossen, die wahren Wegbereiter für das, was später kommen sollte.

Der entscheidende Wendepunkt war aber die Erkenntnis, dass die eigene Sprache, der eigene Dialekt, keine Schwäche, sondern die größte Stärke ist. Es war der Moment, in dem der österreichische Rap seine eigene Identität fand und sich vom großen deutschen Bruder emanzipierte. Man musste nicht mehr klingen wie die Jungs aus Hamburg oder Stuttgart – man konnte klingen wie man selbst. Und genau das hat die Tür für eine ganz neue Generation von Künstlern aufgestoßen.

  • Frühe Pioniere: Total Chaos, Schönheitsfehler, Texta legten den Grundstein.
  • Identitätssuche: Die Szene bewegte sich von englischen Texten hin zu Hochdeutsch und schließlich zum Dialekt.
  • Emanzipation: Die Abgrenzung vom deutschen Hip-Hop war entscheidend für die Entwicklung einer eigenen, authentischen Stimme.

Der Dialekt als Waffe: Warum Mundart-Rap so unfassbar gut funktioniert

Warum klingt ein „Oida, wos is mit dir?“ auf einem Beat oft tausendmal authentischer als ein gestelztes „Alter, was ist los?“? Ganz einfach: Weil es die Sprache ist, die wir auf der Straße, im Beisl, mit unseren Freunden sprechen. Der Dialekt transportiert Emotionen, eine gewisse Mentalität und einen unverwechselbaren Schmäh, den man im Hochdeutschen einfach nicht nachbilden kann. Er ist direkt, ungeschminkt und ehrlich.

Künstler wie Gerard oder später Nazar haben zwar auf Hochdeutsch große Erfolge gefeiert, aber der wahre Durchbruch für die breite Masse kam mit den Jungs, die den Dialekt perfektioniert haben. Ein Krocha-Track wie „tschik-tschik-bum“ von Skero mag auf den ersten Blick wie ein reiner Gag-Song wirken, aber er hat damals eine ganze Jugendkultur eingefangen und gezeigt, welches Potenzial in der Mundart steckt. Es war der Beweis, dass man mit Dialekt nicht nur Nischen bedienen, sondern echte Hits landen kann.

Heute ist der Dialekt aus dem österreichischen Rap nicht mehr wegzudenken. Er ist das Markenzeichen, das Unterscheidungsmerkmal. Ob der breite Wiener Dialekt eines RAF Camora in seinen frühen Tagen, das vernuschelte, fast schon surreale „Swag-Deutsch“ eines Yung Hurn oder der aggressive Straßen-Slang von Gzuz‚ österreichischem Pendant Money Boy (ja, der kommt aus Wien!) – jeder Dialekt erzählt seine eigene Geschichte und schafft eine einzigartige Atmosphäre. Es ist diese sprachliche Vielfalt, die die Szene so reich und spannend macht.

  • Emotionsträger: Dialekt transportiert den berühmten „Wiener Schmäh“ und lokale Mentalitäten.
  • Unmittelbarkeit: Mundart wirkt direkter, ehrlicher und weniger gekünstelt.
  • Vielfalt im Klang: Jeder regionale Dialekt bringt eine eigene Farbe und einen eigenen Flow in die Musik.

RAF Camora: Der unangefochtene König aus Fünfhaus? Eine kritische Huldigung

Man kann über RAF Camora sagen, was man will, aber an ihm kommt man nicht vorbei. Für mich ist er das perfekte Beispiel für unbändigen Willen, musikalische Vision und ein verdammt gutes Gespür für den Zeitgeist. Ich habe seine Karriere von den Anfängen bei French Connection über die Zeit als RAF 3.0 bis hin zum Megastar an der Seite von Bonez MC verfolgt. Und ganz ehrlich: Sein Weg ist einfach nur beeindruckend. Er hat den deutschsprachigen Rap-Sound der letzten Jahre geprägt wie kaum ein anderer.

Was ihn so besonders macht? Er war einer der Ersten, der Dancehall- und Afrotrap-Einflüsse so konsequent und hochwertig in seine Musik integriert hat. Sein Album „Ghøst“ war für mich 2016 eine absolute Offenbarung. Düster, melodisch, innovativ – das war ein Sound, den man so vorher noch nicht gehört hatte. Und dann kam „Palmen aus Plastik“ und hat einfach alles abgerissen. Plötzlich war der „Rabe“ aus Rudolfsheim-Fünfhaus der größte Star im deutschen Sprachraum.

Aber ist er wirklich der unangefochtene König? Kritiker werfen ihm vor, sich zu sehr dem Kommerz verschrieben zu haben, seine späteren Alben würden zu formelhaft klingen. Und ja, ich kann das teilweise nachvollziehen. Manchmal vermisse ich den hungrigen, düsteren RAF von früher. Aber man muss ihm zugutehalten: Er hat Türen geöffnet. Er hat der Welt gezeigt, dass ein Rapper aus Wien die Szene dominieren kann. Er hat eine Blaupause für Erfolg geschaffen, von der unzählige nachfolgende Künstler profitiert haben. Allein dafür gebührt ihm Respekt.

Meine ehrliche Meinung: RAF Camora ist nicht nur ein Rapper, er ist ein Phänomen. Sein Einfluss auf die Ästhetik, die Produktion und den Geschäftssinn im Deutschrap ist unbestreitbar. Vielleicht nicht mehr der kreativste, aber definitiv der erfolgreichste Künstler, den Österreich je hervorgebracht hat.

  • musikalischer Visionär: Prägte den Dancehall- und Afrotrap-Sound im Deutschrap.
  • Wegbereiter: Hat bewiesen, dass österreichische Künstler im gesamten deutschsprachigen Raum dominieren können.
  • Kommerz vs. Kunst: Eine kontroverse Figur, deren kommerzieller Erfolg seinen früheren, roheren Sound teilweise abgelöst hat.

Yung Hurn & die Cloud-Rap-Revolution: Liebe oder Hass?

Und dann kam da dieser Typ aus dem Nichts, oder besser gesagt, aus der Wiener Vorstadtsiedlung Hirschstetten, und hat alles auf den Kopf gestellt. Yung Hurn. Als ich zum ersten Mal „Nein“ gehört habe, war ich hin- und hergerissen. Ist das genial oder einfach nur bekiffter Schwachsinn? Die Beats waren langsam, sphärisch, die Texte wirkten wie aneinandergereihte Gedankenfetzen, oft gesungen, genuschelt, gehaucht. Es war das komplette Gegenteil von dem technisch perfekten, aggressiven Rap, der damals dominierte.

Yung Hurn und sein Umfeld, die Live From Earth-Crew, haben den sogenannten Cloud Rap nach Österreich gebracht und ihm einen ganz eigenen, melancholisch-exzentrischen Anstrich verpasst. Es ging nicht mehr um Punchlines oder komplexe Reimschemata. Es ging um Vibe, um Atmosphäre, um ein Gefühl. Titel wie „Bianco“ oder „Ok Cool“ wurden zu Hymnen einer ganzen Generation, die sich im traditionellen Hip-Hop nicht mehr wiederfand. Für viele ältere Rap-Fans war das Verrat am „wahren“ Hip-Hop.

Ich muss zugeben, ich war anfangs auch skeptisch. Aber je mehr ich mich darauf eingelassen habe, desto mehr hat es mich fasziniert. Diese „Mir-ist-alles-scheißegal“-Attitüde, gepaart mit einer tiefen, oft versteckten Melancholie – das hatte was. Yung Hurn hat gezeigt, dass Rap nicht immer hart und protzig sein muss. Er kann auch verletzlich, ironisch und verdammt kunstvoll sein. Er hat die Definition von Rap in Österreich erweitert und damit eine Welle an neuen, experimentierfreudigen Künstlern losgetreten.

  • Genre-Pionier: Etablierte den Cloud Rap in Österreich mit einem einzigartigen, melancholischen Stil.
  • Stilbruch: Fokus auf Atmosphäre und Vibe statt auf technische Rap-Skills.
  • Generationenkonflikt: Spaltete die Szene in Anhänger des „neuen“ Sounds und Verteidiger des „klassischen“ Hip-Hop.

Frauen im Austrorap: Laut, talentiert und längst überfällig

Lange Zeit war Rap in Österreich, wie fast überall, eine reine Männerdomäne. Frauen kamen, wenn überhaupt, nur in den Refrains oder als Videomodels vor. Eine absolute Schande, wenn man bedenkt, wie viel Talent da draußen schlummerte. Zum Glück hat sich das in den letzten Jahren radikal geändert. Eine neue Generation an Rapperinnen ist aufgestanden und hat sich ihren Platz mit Nachdruck erkämpft. Und das ist verdammt gut so!

An vorderster Front steht für mich ganz klar Yasmo. Mit ihrer Band Klangkantine verbindet sie Hip-Hop mit Funk und Jazz und liefert dabei messerscharfe, politische Texte. Sie ist nicht nur eine brillante Rapperin, sondern auch eine wichtige Stimme im feministischen Diskurs. Eine andere, die man absolut auf dem Schirm haben muss, ist Keke. Ihr Sound ist moderner, düsterer, oft an Trap angelehnt, und ihre Texte sind brutal ehrlich und behandeln Themen wie psychische Gesundheit und toxische Beziehungen.

Diese Frauen sind mehr als nur eine „weibliche Alternative“. Sie bringen neue Perspektiven, neue Themen und neue Sounds in die Szene. Sie brechen mit Klischees und zeigen, dass man als Frau im Hip-Hop nicht das männliche Spiel mitspielen muss, um erfolgreich zu sein. Künstlerinnen wie Hunney Pimp oder Eli Preiss beweisen mit jedem Track, dass die Zukunft des österreichischen Rap weiblich ist – oder zumindest deutlich weiblicher, als sie es in der Vergangenheit war.

  • Starke Stimmen: Rapperinnen wie Yasmo und Keke prägen die Szene mit anspruchsvollen und persönlichen Texten.
  • Themenvielfalt: Sie bringen neue Perspektiven wie Feminismus und Mental Health in den Fokus.
  • Ende der Männerdomäne: Die wachsende Präsenz von Frauen bereichert die gesamte Kultur und sorgt für mehr Diversität.

Die Wiener Szene vs. der Rest des Landes: Ein ungleicher Kampf?

Wien ist und bleibt das unbestrittene Epizentrum des österreichischen Hip-Hop. Die Dichte an Künstlern, Studios, Labels und Veranstaltungsorten ist hier einfach am höchsten. Von den großen Arenen, die RAF Camora füllt, bis zu den verschwitzten Kellern, in denen die nächsten Battle-Rap-Champions gekürt werden – in Wien pulsiert das Herz der Szene. Die verschiedenen Bezirke, die „Grätzl“, dienen als unerschöpfliche Inspirationsquelle für Geschichten von der Straße.

Aber bedeutet das, dass außerhalb Wiens nichts los ist? Absolut nicht! Es ist nur oft leiser und weniger sichtbar. In Linz gibt es seit jeher eine stabile und qualitativ hochwertige Szene, angeführt von den Urgesteinen von Texta. Aus Salzburg kommt mit Dame einer der kommerziell erfolgreichsten Rapper des Landes, der mit seinem „Straßenrap für Gamer“ eine riesige, treue Fanbase aufgebaut hat. Und auch in Graz, Innsbruck oder Klagenfurt gibt es talentierte Künstler, die ihren eigenen Sound entwickeln.

Das Problem für Künstler außerhalb der Hauptstadt ist oft die mangelnde Infrastruktur. Es gibt weniger Auftrittsmöglichkeiten, weniger Produzenten und weniger mediale Aufmerksamkeit. Trotzdem schaffen es immer wieder Acts, sich auch von der „Provinz“ aus einen Namen zu machen. Die Digitalisierung und Plattformen wie YouTube und Spotify helfen dabei natürlich enorm. Der Kampf mag ungleich sein, aber der kreative Output aus den Bundesländern beweist, dass guter Rap keine Postleitzahl kennt.

  • Wien als Zentrum: Die Hauptstadt dominiert mit Infrastruktur und Künstlerdichte.
  • Starke Bundesländer-Szenen: Linz (Texta), Salzburg (Dame) und andere Städte haben ebenfalls viel zu bieten.
  • Herausforderungen: Künstler außerhalb Wiens kämpfen oft mit weniger Aufmerksamkeit und schlechterer Infrastruktur.

Von Battle-Rap bis Conscious: Die stilistische Bandbreite

Wer glaubt, österreichischer Rap sei nur Dialekt-Rap über Saufen und Partys, der kratzt nur an der Oberfläche. Die stilistische Vielfalt ist mittlerweile gigantisch. Einerseits hast du die knallharte Schule des Battle-Raps, die vor allem durch Events wie „Honigdachs“ in Wien am Leben gehalten wird. Hier geht es um Technik, Punchlines und darum, den Gegner verbal in seine Einzelteile zu zerlegen. Ein Meister dieser Disziplin ist zum Beispiel Dizaster.

Auf der komplett anderen Seite des Spektrums findest du den sogenannten „Conscious Rap“, also bewussten Rap mit politischen oder gesellschaftskritischen Inhalten. Künstler wie die bereits erwähnte Yasmo oder auch Kreiml & Samurai nutzen ihre Musik, um auf soziale Missstände aufmerksam zu machen, oft verpackt in eine gehörige Portion Ironie und Wiener Schmäh. Das ist Rap für den Kopf, der zum Nachdenken anregt.

Und dazwischen gibt es einfach alles. Melodischen Pop-Rap von Left Boy, düsteren, von amerikanischem Trap inspirierten Sound von Mefyou, oder den fast schon philosophischen Storytelling-Rap von einem Künstler wie Average aus Linz. Diese Bandbreite ist die größte Stärke der Szene. Egal, worauf du stehst, die Chancen stehen gut, dass du in Österreich einen Künstler findest, der genau deinen Geschmack trifft. Du musst nur ein bisschen graben.

  • Battle-Rap: Technisch versierter, konfrontativer Rap (z.B. Dizaster).
  • Conscious Rap: Gesellschaftskritische und politische Texte (z.B. Yasmo, Kreiml & Samurai).
  • Genre-Mix: Eine riesige Vielfalt von Pop-Rap über Trap bis hin zu Storytelling.

Produzenten: Die unsichtbaren Helden hinter den Hits

Ein guter Rapper ist nur die halbe Miete. Was wäre ein genialer Text ohne den passenden Beat? Nichts! Deshalb ist es mir ein persönliches Anliegen, auch mal die Leute ins Rampenlicht zu rücken, die oft im Schatten der MCs stehen: die Produzenten. Sie sind die Architekten des Sounds, die Masterminds, die die musikalische Vision zum Leben erwecken. Und Österreich hat hier einige absolute Schwergewichte zu bieten.

Der international wohl bekannteste ist Brenk Sinatra. Sein souliger, von den 90ern inspirierter „Boom Bap“-Sound ist unverkennbar. Er hat nicht nur für unzählige österreichische Acts produziert, sondern auch für deutsche und amerikanische Rap-Größen. Ein weiterer Name, den man kennen muss, ist The Cratez. Das Produzenten-Duo hat den Sound von RAF Camora und Bonez MC maßgeblich mitgeformt und ist für einige der größten Hits der letzten Jahre verantwortlich.

Aber es gibt auch abseits der großen Namen unglaublich viel Talent zu entdecken. Leute wie Fid Mella, der für seinen organischen und oft jazzigen Sound bekannt ist, oder junge, aufstrebende Produzenten, die auf Plattformen wie SoundCloud mit frischen Ideen experimentieren. Sie alle tragen entscheidend dazu bei, dass die Szene so lebendig und innovativ bleibt. Mein Tipp: Wenn dir ein Song gefällt, schau immer nach, wer den Beat gemacht hat. Du wirst überrascht sein, wie oft du auf dieselben genialen Köpfe stößt.

  • Internationale Klasse: Brenk Sinatra und The Cratez sind auch über die Grenzen Österreichs hinaus erfolgreich.
  • Sound-Architekten: Produzenten definieren die musikalische Richtung und den Vibe eines Songs.
  • Wichtiger Beitrag: Ihre Arbeit ist fundamental für die Qualität und Innovation der gesamten Szene.

Die dunkle Seite: Kommerz, Beef und der drohende Einheitsbrei

Bei all der Lobhudelei will ich aber auch nicht die Augen vor den Problemen verschließen. Der wachsende Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Wo Geld und Ruhm ins Spiel kommen, bleiben Authentizität und Kreativität manchmal auf der Strecke. Man merkt, dass einige Künstler und Labels versuchen, auf Teufel komm raus die nächste „Palmen aus Plastik“-Erfolgsformel zu kopieren. Das Ergebnis ist oft ein uninspirierter Einheitsbrei aus generischen Afrotrap-Beats und austauschbaren Texten über teure Uhren und schnelle Autos.

Auch das Thema „Beef“, also öffentliche Streitigkeiten zwischen Rappern, nimmt manchmal überhand. Klar, ein bisschen Konkurrenz und Reibung gehören im Hip-Hop dazu. Aber wenn es nur noch um persönliche Beleidigungen und pubertäre Social-Media-Schlammschlachten geht, leidet die Musik darunter. Es lenkt vom Wesentlichen ab und schadet dem Ansehen der gesamten Kultur.

Die größte Gefahr sehe ich aber darin, dass die Szene ihre Ecken und Kanten verliert. Wenn jeder nur noch auf den Chart-Erfolg schielt und sich nicht mehr traut, etwas zu wagen, dann wird es schnell langweilig. Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Fans auch die Künstler unterstützen, die nicht im Mainstream schwimmen, die experimentieren und ihren eigenen Weg gehen. Denn sie sind es, die dafür sorgen, dass der österreichische Rap relevant und spannend bleibt.

  • Kommerzialisierung: Der Erfolg führt teilweise zu unkreativen Kopien und formelhafter Musik.
  • Unnötiger Beef: Öffentliche Streitigkeiten überschatten oft die musikalische Leistung.
  • Gefahr der Stagnation: Die Szene muss aufpassen, ihre kreative Vielfalt nicht für den Mainstream-Erfolg zu opfern.

Dein Einstieg: Eine kleine Checkliste für Austrorap-Neulinge

Du bist jetzt angefixt und willst loslegen? Perfekt! Aber wo anfangen? Die schiere Masse an Musik kann einen am Anfang erschlagen. Deshalb habe ich dir eine kleine, ganz persönliche Hör-Checkliste zusammengestellt. Das ist keine „Best-of“-Liste, sondern eher ein Querschnitt, der dir die unterschiedlichen Facetten der Szene zeigt.

✅ Checkliste: Dein Austrorap-Starter-Kit

  • [ ] Der Klassiker: Texta – „Sprachbarrieren“. Um zu verstehen, wo alles herkommt.
  • [ ] Der Meilenstein: RAF Camora – „Ghøst“ (Das ganze Album!). Der Beginn einer neuen Ära.
  • [ ] Der Vibe-Garant: Yung Hurn & RIN – „Bianco“. Der Song, der alles verändert hat.
  • [ ] Die textliche Klinge: Yasmo & die Klangkantine – „Eigentlich“. Rap mit Haltung und Verstand.
  • [ ] Der Straßen-Sound: Nazar – „Fakker“. Ein Klassiker des Wiener Straßenraps.
  • [ ] Mein Geheimtipp: Kreiml & Samurai – „Wuff Oink“. Intelligenter und extrem witziger Rap.

Hör dich da mal durch. Ich verspreche dir, da ist für jeden was dabei. Und von da aus kannst du dich dann selbst weiter durch den Dschungel an großartiger Musik kämpfen.


Die Zukunft: Was erwartet uns im österreichischen Rap?

Eine Prognose ist immer schwierig, aber ein paar Trends zeichnen sich für mich klar ab. Zum einen wird die musikalische Vielfalt weiter zunehmen. Die Grenzen zwischen Rap und anderen Genres wie Pop, Techno oder sogar Schlager (ja, auch das gibt’s!) werden weiter verschwimmen. Das wird nicht jedem gefallen, aber es hält die Sache spannend.

Zum anderen glaube ich, dass die nächste Generation von Künstlerinnen und Künstlern noch selbstbewusster und professioneller auftreten wird. Die Wege sind geebnet, die Blaupausen für Erfolg liegen auf dem Tisch. Ich erwarte eine noch höhere Produktionsqualität und noch cleverere Vermarktungsstrategien. Die große Herausforderung wird sein, dabei die Seele und die Authentizität nicht zu verlieren.

Was ich mir persönlich wünsche? Mehr Kollaborationen zwischen den verschiedenen „Lagern“ der Szene. Ein Feature von einem Cloud-Rapper auf einem Boom-Bap-Track? Eine Battle-Rapperin, die einen Song mit einer politischen Liedermacherin aufnimmt? Warum nicht! Lasst uns die Scheuklappen ablegen und gemeinsam etwas Neues schaffen. Das Potenzial in diesem kleinen Land ist riesig. Wir müssen es nur nutzen.

  • Genre-Fusion: Die Grenzen zu anderen Musikstilen werden weiter verschwimmen.
  • Professionalisierung: Die nächste Generation wird noch strategischer und qualitativ hochwertiger arbeiten.
  • Authentizität als Herausforderung: Der Spagat zwischen Kommerz und Glaubwürdigkeit wird die zentrale Aufgabe bleiben.

FAQ: Deine brennendsten Fragen zu Rap aus Österreich


Wer ist der erfolgreichste Rapper aus Österreich?

Rein kommerziell betrachtet ist das ohne jeden Zweifel RAF Camora. Mit unzähligen Nummer-1-Alben, Gold- und Platin-Auszeichnungen und ausverkauften Tourneen im gesamten deutschsprachigen Raum hat er einen Status erreicht, der vor ihm für einen österreichischen Rapper unvorstellbar war.


Was genau ist „Mundart-Rap“?

Mundart-Rap bezeichnet Rap-Musik, bei der die Texte in einem österreichischen Dialekt verfasst und vorgetragen werden. Dies verleiht der Musik eine besondere Authentizität und ein lokales Flair, das sie von hochdeutschem Rap unterscheidet. Es ist eines der wichtigsten Merkmale der heimischen Szene.


Gibt es eine Rivalität zwischen der deutschen und österreichischen Rap-Szene?

Früher gab es oft das Gefühl, vom „großen Bruder“ Deutschland nicht ernst genommen zu werden. Heute agiert man aber weitgehend auf Augenhöhe. Es gibt unzählige erfolgreiche Kollaborationen, und österreichische Künstler sind fester Bestandteil der deutschen Charts und Festivals. Die alte Rivalität ist einer gegenseitigen Anerkennung gewichen.


Welche Stadt ist die Hauptstadt des österreichischen Rap?

Ganz klar Wien. Die Bundeshauptstadt ist das kreative und wirtschaftliche Zentrum der Szene. Die meisten bekannten Rapper, Labels und Produzenten sind hier ansässig, und die wichtigsten Konzerte und Events finden in Wien statt.


Ist Cloud Rap in Österreich noch ein Thema?

Ja, definitiv. Auch wenn der große Hype um Yung Hurn etwas abgeflacht ist, hat sein Einfluss eine ganze Generation von Künstlern geprägt. Viele neuere Acts integrieren Elemente des Cloud Rap, wie sphärische Beats und melodischen, oft melancholischen Gesang, ganz selbstverständlich in ihre Musik.


Wer sind die wichtigsten weiblichen Rapperinnen in Österreich?

Zu den prägendsten Figuren gehören Yasmo, die für ihre anspruchsvollen, politischen Texte bekannt ist, und Keke, die mit ihrem düsteren Trap-Sound und ehrlichen Texten über Mental Health begeistert. Aber auch Künstlerinnen wie Eli Preiss oder Hunney Pimp sollte man unbedingt auf dem Zettel haben.


Was war der erste große kommerzielle Erfolg im Austrorap?

Ein Meilenstein war sicherlich „Tanz mit dem Gevatter“ von der Crossover-Band Falco. Okay, das ist nicht reiner Rap, aber Falco war ein Pionier. Im reinen Hip-Hop war „Der Präsident“ von Falco-Verehrer Nazar ein großer Erfolg. Den ersten Nummer-1-Hit im Dialekt landete Skero 2010 mit „Kabinenparty“ (einer Neuauflage von „tschik-tschik-bum“).


Wo kann ich österreichischen Rap am besten entdecken?

Neben den üblichen Streaming-Diensten wie Spotify und Apple Music empfehle ich dir den YouTube-Kanal von FM4, dem Jugendkultur-Radiosender des ORF. Sie haben oft Sessions und Interviews mit heimischen Künstlern. Außerdem sind Playlists wie „Modus Mio“ oft ein guter Anlaufpunkt, auch wenn sie nicht rein österreichisch sind.


Ist Money Boy wirklich ein österreichischer Rapper?

Ja, das ist er! Sebastian Meisinger, wie er bürgerlich heißt, wurde in Wien geboren und ist Österreicher. Auch wenn sein Stil und seine „Glo Up Dinero Gang“ stark von amerikanischem Trap-Rap geprägt sind, hat er seine Wurzeln in der österreichischen Hauptstadt. Er ist eine der schillerndsten und einflussreichsten Figuren der Szene.


Lohnt es sich, auf Konzerte von österreichischen Rappern zu gehen?

Unbedingt! Die Live-Energie ist durch nichts zu ersetzen. Gerade bei kleineren Club-Shows erlebst du die Künstler hautnah und spürst die Leidenschaft der Fans. Von Moshpits bei einem Straßenrap-Konzert bis zur nachdenklichen Atmosphäre bei einem Conscious-Rap-Gig – die Live-Erfahrung ist das Salz in der Suppe.


Glossar: Der Austrorap-Slang für Einsteiger

  • Beisl: Österreichischer Ausdruck für eine kleine, einfache Gaststätte oder Kneipe.
  • Beef: Ein Streit oder eine Auseinandersetzung zwischen zwei oder mehr Rappern, der oft öffentlich über Songs oder Social Media ausgetragen wird.
  • Flow: Bezeichnet den Rhythmus, die Geschwindigkeit und die Betonung, mit der ein Rapper seine Texte vorträgt. Ein guter Flow ist essenziell im Hip-Hop.
  • Grätzl: Wienerischer Ausdruck für einen kleinen Teil eines Stadtviertels, quasi die unmittelbare Nachbarschaft.
  • Mundart: Ein anderer Begriff für Dialekt oder eine regionale Sprachvarietät.
  • Oida: Ein universell einsetzbares Wort im österreichischen (vor allem Wiener) Dialekt. Kann Erstaunen, Ärger, Freude oder einfach eine Anrede ausdrücken. Vergleichbar mit „Alter“.
  • Punchline: Die Pointe eines Witzes oder einer Reimzeile im Rap, die besonders treffend, witzig oder beleidigend sein soll.
  • Schmäh: Ein typisch österreichischer, oft wienerischer Begriff für einen besonderen Charme, Witz und eine gewisse Art der Ironie.

Weiterführende Artikel: Dein nächster Lese-Stoff

  1. Die Geschichte der Wiener Battle-Rap-Liga „Honigdachs“: Von den Anfängen bis heute.
  2. Die 10 einflussreichsten Produzenten der österreichischen Rap-Geschichte.
  3. Analyse: Wie der Wiener Dialekt den Sound von RAF Camora und Co. prägt.
  4. Frauen im Austrorap: Ein Interview mit den wichtigsten Stimmen der Szene.
  5. Von Linz bis Innsbruck: Eine Reise zu den Rap-Hotspots außerhalb Wiens.

Zusammenfassung: Warum du jetzt sofort Austrorap hören solltest!

So, das war mein Ritt durch die Welt des österreichischen Raps. Ich hoffe, ich konnte dir meine Leidenschaft für diese unglaublich facettenreiche Szene ein wenig näherbringen. Wir haben gesehen, wie sich aus schüchternen Anfängen eine selbstbewusste, erfolgreiche und stilistisch diverse Kultur entwickelt hat. Von den Dialekt-Pionieren über den unaufhaltsamen Aufstieg von RAF Camora bis hin zu den experimentellen Klängen von Yung Hurn – hier ist für jeden etwas dabei.

Vergiss alle Vorurteile, die du vielleicht hattest. Österreichischer Rap ist so viel mehr als nur eine Kopie von deutschem oder amerikanischem Hip-Hop. Er hat seine eigene Sprache, seine eigenen Geschichten und seinen eigenen, unverwechselbaren Vibe. Es ist eine Szene, die vor Energie und Kreativität nur so strotzt und die es absolut verdient hat, entdeckt zu werden. Also, worauf wartest du noch? Kopfhörer auf und abtauchen!

🚀 Internationales Niveau: Österreichische Künstler haben bewiesen, dass sie ganz oben mitspielen können und die Szene nachhaltig prägen.

🔥 Authentizität an erster Stelle: Der Dialekt und die lokalen Geschichten machen den Sound ehrlich und nahbar.

💥 Grenzenlose Vielfalt: Von hart bis zart, von politisch bis hedonistisch – die stilistische Bandbreite ist enorm.

Toni Insel

Musik und Rap-Fan aus Leidenschaft seit fast 30 Jahren.